18. 02. 2012
von Ingo Hermes

"Tradition und Moderne stets verbunden"

WILDESHAUSEN – Das Schild mit vier Sternen ist seit einigen Wochen neben der Eingangstür zu sehen. Gepflegte Gastlichkeit ist hier aber bereits seit mehr als 100 Jahren zu Hause. „Der Preisträger verbindet Tradition und Moderne in ganz besonderer Weise“, betonte Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP). Er kürte am späten Freitagabend auf Gut Altona den diesjährigen Gewinner des Wirtschaftspreises der Mittelstandsvereinigung (MIT) und der Stadt Wildeshausen: das Hotel Gut Altona. Unter großem Applaus nahmen Heiner und Inka Ahrmann die Trophäe, eine Skulptur namens „Triumph“, entgegen.

Nach Logiplan, Schulgründer Wolfgang Rixen, Landmaschinen Schröder, Hermes Systeme, der Stiftung Johanneum, Frisörmeister Bernd Niester und Hydrotec Technologies AG ist „Gut Altona“ das achte Unternehmen, dem diese Ehre zuteil wird. „Das passt“, sagte Laudator Bode. Und fügte später anlässlich des 20. Geburtstages der MIT an: „Ohne das Gut Altona wäre die Mittelstandsvereinigung heute nicht das, was sie ist.“

Im Jahr 1888 eröffnete Johann-Heinrich Ahrmann vor den Toren Wildeshausens eine Schankwirtschaft. 1978 übernahm Heiner Ahrmann von seiner Großmutter Anna den Betrieb. Gemeinsam mit Ehefrau Inka baute er das Hotel-Restaurant vielfältig aus. Sogar aus der Feldscheune wurde eine Festscheune. Nicht nur in Sachen Gastlichkeit ist die Familie innovativ: Die Heizung wird seit drei Jahren über eine Holzhackschnitzelanlage betrieben. Kürzlich entstanden auf der alten Kegelbahn sechs exklusive Hotelzimmer. „Das half uns beim vierten Stern“, gestand Ahrmann. Das Unternehmen hat 30 fest angestellte Mitarbeiter, darunter sieben Köche und acht Auszubildende. Der nächste Generationswechsel zeichnet sich ab: Die Kinder Nele Ahrmann (24 Jahre), die derzeit die Hotelfachschule besucht, und Vincent (21), der eine Ausbildung zum Koch absolviert, wollen den Betrieb übernehmen. Sohn Malte (22) studiert Wirtschaftsingenieurwesen.

Die Feier zum 20. Jahrestag der MIT war eine besondere: Mehr als 260 Gäste konnte MIT-Vorstandsvorsitzender Manfred Wulf begrüßen – darunter Landrat Frank Eger, MIT-Ehrenamtspreisträger Uwe Leinemann und Vertreter der CSU-Mittelstandsunion aus Ansbach. Wulf erinnerte an die Gründung der MIT im Jahr 1992: Acht Mitglieder des damaligen Vorstands unterstützen noch heute die MIT-Arbeit. Die MIT verstehe sich als überparteiliches Sprachrohr der Wirtschaft.

Als „unbefriedigend“ bezeichnete Wulf die Entwicklung Wildeshausens. „Die Begeisterung der Unternehmer, sich in der Politik für unsere Stadt zu engagieren, ist gegen Null gegangen.“ Gutachten über Gutachten würden erstellt. Es fehlten Bauflächen für junge Familie und Gewerbetreibende. „Wildeshausen hat nicht nur aus meiner Sicht die letzten fünf Jahre komplett verschlafen“, so Wulf. Er rief Politik und Verwaltung auf, endlich aufzuwachen. Benötigt würden Visionäre, „die anpacken, gestalten und realisieren.“ Parteiübergreifend sollte das Machbare in die Tat um gesetzt werden.

Nach Preisvergabe, Generalversammlung mit Ehrungen und einem Grünkohlessen schloss sich der Auftritt des Fernsehstars Wigald Boning (kleines Bild) an. Der mehrfach ausgezeichnete Komiker hatte zuletzt als Autor „Die Geschichte der Fußleiste und ihre Bedeutung für das Abendland“ von sich reden gemacht.

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